Unsere (meist) stilleren Helden

Wenn uns ein Text besonders nahe geht, verehren wir dafür den Autor. Schriftsteller sind die eigentlichen Helden der Literatur, sind sie doch ihre Schöpfer.

Übersetzer sind auch Schriftsteller. Sie sind Schriftsteller, die sich in den Dienst fremder Autoren und Texte gestellt haben. In den Literaturlexika und Sammlungen von Biographien finden sie sich kaum. Dabei wäre wohl die gute Hälfte der in Deutschland jährlich erscheinenden Belletristik auf diesem Markt nicht vorhanden, würde sie nicht aus fremden Sprachen und Kulturen angemessen herübergeholt ins Deutsche.

Und so leitet die "Neue Zürcher Zeitung" vom 21.5.2001 ihren Beitrag "Glanz und elend des Übersetzens: leuchtende und schwarze Seiten einer Profession" Von Burkhart Kroeber mit diesen Worten ein: "Man könnte versucht sein, das Wort aus Brechts «Dreigroschenoper» auf die Übersetzer anzuwenden: Die im Dunkeln sieht man nicht - mögen sie auch noch so vielen Lesern ein Licht aufsetzen."

Burkhart Kroeber ist einer der exponiertesten Vertreter seiner Profession. Wir kommen darauf zurück, wenn es um die soziale Lage der Übersetzer geht. Hier nur Kroebers Kernsatz zu "Glanz und Elend": "Der Glanz ist die private Freude des Übersetzers an seiner Arbeit, das Elend die öffentliche Wahrnehmung seines Tuns. Ohne Erstere wäre Letztere für uns unerträglich."

Literarische Übersetzer sagen wir und grenzen sie damit nicht nur von den Schriftstellern ab, sondern ziehen gleichzeitig eine Grenzlinie im Berufsstand der Übersetzer. Das Attribut literarisch macht deutlich, dass es daneben noch die Dolmetscher, Sprachmittler und technischen Redakteure gibt, die eine gewaltige Menge von Sachtexten aus einer in eine andere Sprache transportieren. Ihr Image und ihre Lage ist wohl noch undankbarer als die der literarischen Übersetzer. Das literarische Übersetzen ist ein künstlerischer Prozess und wird - wenn auch nicht genügend, so doch zunehmend - gewürdigt.

 

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Erstellt am 20.12.2002Zuletzt geändert am 06.01.2003