Peter Ensikat

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"Das Beste am Gedächtnis sind die Lücken"?


Das aktuelle Buch und sein Echo

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Kabarettist Ensikat wird unsere Erkundungen im Dickicht der Erinnerung eröffnen - nicht als Spaßmacher - auf einen solchen lässt sich der gesellschaftskritische Humorist Gott sei Dank nicht reduzieren - vielmehr als pointiert nachdenklicher Betrachter werden wir Peter Ensikat erleben. Um dies zu illustrieren, ohne allzu viel vorwegnehmen zu müssen, sei ein wenig geblättert im Presseecho auf das Buch.

"Was ich noch vergessen wollte...

So lautet der Titel des Buches, mit dem Peter Ensikat 2003 unterwegs war. In Waren/Müritz hat ihn Petra Konermann erlebt. Im "Nordkurier" schrieb sie am 5.8.2003:

Fast jeder Satz ein Bonmot, fast jede Anekdote mit einer Pointe: Die Buchlesung mit dem Kabarettisten, Schauspieler, Regisseur und jetzigem künstlerischen Leiter der Berliner "Distel", Peter Ensikat, hat genau das gebracht, was sich die rund 90 Besucher im proppenvollen Saal des Hauses des Gastes erhofft hatten: Einen vergnüglichen Abend mit einem oft hintersinnigen Blick ganz ohne Verklärung auf die untergegangene DDR.

Im Interview des "Nordkurier" aus Neubrandenburg (1.10.2005, S. 3) antwortet Peter Ensikat unter der Überschrift "Kein Leben ohne Vergangenheit" auf Fragen von Thomas Kunze. Hier kurze Kostproben zu diesen Stichworten:

Selbsttherapie

"... ohne Vergangenheit kann man nicht leben. Das ist das eigentliche Thema meiner Bücher. Das ist ja das Privileg meines Berufs: Ich kann mir den ganzen Wahnsinn von der Seele schreiben; andere müssen aufs Psychologensofa."

(N)ostalgische Verklärung:

"Ich halte nichts von Ostalgie, aber ich verstehe sie. Als ich 1990 auf den Demonstrationen, die DDR-Fahnen mit herausgeschnittenem Emblem sah, dachte ich: Oh, in dieses Loch werdet ihr alle noch einmal fallen. Dieses Wegwerfen der eigenen Vergangenheit, nach dem Motto: Lieber 40 Jahre lang nicht gelebt, als 40 Jahre lang falsch gelebt, konnte nicht gut gehen. Es war klar, dass das Pendel irgendwann zurückschlagen würde, und das hat inzwischen ja zu lächerlichen Auswüchsen geführt: Nie waren die DDR-Schlager und Schlagersänger so beliebt wie heute. Zu DDR-Zeiten waren sie nur in Dresden bekannt, wo man kein Westfernsehen empfangen konnte. Und heute tut man so, als wären das schon immer unsere Stars gewesen."

Sündenbock

"In den Wendezeiten wurden Schuldige gesucht. Alle zeigten auf SED und Stasi, keiner zeigte auf sich. Selbst die Leute im Politbüro brauchten einen Sündenbock. So hat man sich geeinigt: Honecker ist an allem schuld. Ich empfand nur noch Mitleid mit ihm, als die, die ihm vorher zugejubelt haben, plötzlich nach ihm traten."

Nachträgliche Identitätsstiftung:

"Es ist ja so, als würde die gesamte Bevölkerung im Osten angeklagt von Schönbohm und Stoiber. Solch ein DDR- Gefühl hat es doch zu DDR-Zeiten nie gegeben. Es war ja auch wirklich nicht leicht, in der DDR stolz auf das sozialistische Vaterland zu sein, das man weder als sozialistisch noch als Vaterland empfand. Die DDR-Identität haben wir erst durch den Westen gekriegt."

Koordinatenänderung:

"Wir und das Publikum verstanden uns aufs unausgesprochene Wort. Die heutige, oberflächlicher werdende Gesellschaft reagiert nur noch auf starke Reize. Wenn das Wort egal ist, ist es auch belanglos. Wenn es keine Tabus mehr gibt, entwaffnet man den Satiriker. Die Zensur wird heute an der Abendkasse ausgeübt. Das ist viel existenzieller, als es früher war. In der DDR konnte man ja verboten sein und wurde weiter bezahlt."

Aus einigen Buchkritiken

In der "Neuen Zürcher Zeitung" vom 25.08.2005 S.43 urteilt Samuel Moser:

"Ensikat fragt in seiner Sammlung 'Das Schönste am Gedächtnis sind die Lücken' nach dem systemverändernden Potenzial des politischen Kabaretts. Da gerät der Satire-Express dann doch öfters ins Stocken, zum Glück! Der Band, der vielleicht etwas zu viele und sich zu oft überschneidende Texte enthält, beeindruckt durch ein vorurteilsfreies 'Erkenne dich selbst!'." Doch schließlich: "Ensikats Texte sind tatsächlich mehr als Satiren. Sie sind Teil einer humanen 'Confession'."

In der "Süddeutschen Zeitung" nahm sich am 18.10.2005 Franziska Augstein des aktuellen Ensikat-Buchs an.

"Peter Ensikat wurde in vielem, was er für gut und richtig hält, durch den deutsch-deutschen Umbruch in Frage gestellt.
'Am liebsten hätte ich 1989 mit der ganzen DDR noch mal von vorn angefangen", schreibt er, "aber da wäre ich dann vermutlich mit ein paar Freunden hier allein zurückgeblieben.' So blieb er dort, wo er schon zu DDR-Zeiten gestanden hatte: am Rand. Und so ist der Bundesrepublik ein Satiriker zugefallen, der jetzt ein ungemein unterhaltsames und sehr wichtiges politisches Buch geschrieben hat. Also, es ist nicht alles schlecht in der Bundesrepublik."

Biographie

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Peter Ensikat wurde am 27. April 1941 in Finsterwalde (Brandenburg) geboren. Sein Vater ist nicht aus dem 2. Weltkrieg heimgekehrt (gilt seit 1943 als vermisst in Russland). Die Mutter musste die 3 Kinder allein groß ziehen.

Nach dem Abitur an der Goethe-Oberschule seiner Heimatstadt absolvierte er ein Schauspielstudium an der Theaterhochschule Leipzig. Bereits 1960 hatte er begonnen, als Autor für Kabarettbühnen in Leipzig, Dresden ("Herkuleskeule") und Berlin ("Die Distel") zu schreiben.

Ab 1962 arbeitete Peter Ensikat zunächst als Schauspieler und Regieassistent am Theater der jungen Generation in Dresden, später war er Darsteller und Regisseur am Berliner Theater der Freundschaft. Von 1974 an arbeitete er freischaffend. Neben Stücken, Szenen, Monologen und Reimen schrieb er auch Kinderstücke und arbeitete als Regisseur im Ausland. Seine Märchenadaptionen und -inszenierungen - "Das tapfere Schneiderlein" (1980), "Die Bremer Stadtmusikanten" (1980), "Hase und Igel" (1982), "Hans im Glück" (1990) - wurden in der ganzen Welt aufgeführt. In den 80er Jahren war E. der am häufigsten aufgeführte Theater- und Kabarettautor der DDR und hat die dortige Kabarettszene maßgeblich geprägt. In der Wendezeit war seine satirische Zeitbegleitung in der Sendung "Der scharfe Kanal" im Adlershofer Deutschen Fernsehfunk zu erleben.

1991 wurde Ensikat Gesellschafter beim Kabarett "Distel" am Bahnhof Friedrichstraße, wo er als Autor, Regisseur und Darsteller auftrat. Vor stets ausverkauftem Haus prägte Ensikat die Programme entscheidend mit.

"Wir sind ein kleiner mittelständischer Betrieb geworden, und wir schreiben schwarze Zahlen. Und verfügen nach wie vor über eine eigene Spielstätte. Das ist die gleiche, in der auch die erste Distel-Premiere stattfand. Wir haben eben das große Glück, diesen wunderbaren Saal direkt am Bahnhof riedrichstraße in einem wunderbaren Haus zu haben, dem Vorderhaus des ehemaligen Admiralspalastes. Den man um ein Haar abgerissen hätte, wenn es nach den Wünschen des Finanzsenators Sarrazin gegangen wäre." (Peter Ensikat im Interview für "Neues Deutschland" am 1.10.2003)

Als im Juli 1999 die langjährige künstlerische Leiterin der "Distel", Gisela Oechelhaeuser, der sich Peter Ensikat bis dahin freundschaftlich verbunden fühlte, wegen Vorwürfen der Stasi-Mitarbeit zurücktreten musste, übernahm er die Geschäftsführung des Kabaretts unter den Linden.

Kabarettprogramme der "Distel", die unter seiner Federführung populär wurden, sind u.a.

Peter Ensikats Bruder Klaus ist ein produktiver Grafiker und Buchillustrator. Peter Ensikats Sohn David ist Journalist. In der "Zeit" 45 vom 28.10.2004 veröffentlichte er ein sehr persönliches Porträt unter dem Titel "Mein armer Vater". Darin steht u.a.:

"Es war im Frühjahr 1999, ich arbeitete inzwischen beim Berliner Tagesspiegel, als eine Redakteurin mich ganz aufgeregt nach der Telefonnummer meines Vaters fragte. » Jetzt hat die Distel auch ihren Stasi-Fall«, rief sie mit dem Stolz des Großwildjägers. Sollte etwa auch mein Vater ...? Das kann nicht sein ... oder doch? Bei all den anderen konnte es ja auch nicht sein. Würden mir Freunde und Kollegen jetzt ihr Beileid bekunden? Müsste ich ihnen versichern: Ehrlich, ich hab davon nichts gewusst? Er wird auch bestimmt niemandem geschadet haben! Mein Vater?
Es war eine seiner wichtigsten Freundinnen, die Chefin der Distel. Die war IM gewesen und konnte sich an nichts erinnern. So wurde mein Vater Chef der Distel, ich atmete auf und dachte mir: Die arme Socke! Jetzt geht dem die Freundschaft kaputt, und außerdem wird er noch Chef."

Die veröffentlichten Bücher und Tonträger

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Tonträger, an denen Ensikat maßgeblich beteiligt war:


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Erstellt am 01.01.2006Zuletzt geändert am 04.02.2007
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