I. Boltenhagener Tage für akustische Medien

Thema: Der akustische Raum zwischen Mikrofon und Lautsprecher

Der ursprüngliche akustische Lebensraum des Menschen ist die Natur, die ihn umgibt. Sie authentisch abzubilden, das ist der Lebensinhalt des Bioakustikers Walter Tilgner aus Allensbach am Bodensee. Wenige Monate, nachdem auf der Internationalen Funkausstellung 1982 die erste portable digitale Aufnahmetechnik präsentiert wurde, zog Tilgner mit ihr und einem Neumann-Kunstkopf in die Wälder und Auen. Was er dort einfing, ist auf insgesamt 9 CDs in einzigartiger Schönheit veröffentlicht. Seine bislang letzte Veröffentlichung "König des Waldes" ist den Hirschen gewidmet und entstand an der Ostsee, auf der Halbinsel Darß. Walter Tilgner wird seine Erfahrungen und Werke in Boltenhagen vorstellen und damit am Donnerstag Abend den Auftakt gestalten.

Am Freitag, dem 8. Oktober, steht eine Exkursion nach Schwerin auf dem Plan. Höhepunkt des Schwerin-Besuches ist die Besichtigung des Landesfunkhauses Mecklenburg-Vorpommern des Norddeutschen Rundfunks. Dieser Neubau in wald- und wasserreicher Lage wurde nach dem neuesten Stand der Technik geplant und eingerichtet. Im Foyer des Landesfunkhauses ist ein Podiumsgespräch mit einem Tonmeister geplant, der schon auf vielen Ü-Wagen und in mehreren Aufnahmestudios regionale Rundfunkgeschichte mitgestaltet hat.

Am Freitag Abend wird es in reich illustrierter Weise um die Wirkprinzipien von Lautsprechern gehen. Am Anfang der Entwicklung der Manger Schallwandler stand die Frage, wie breitet sich der Schall eigentlich aus und warum hört man bei herkömmlichen Lautsprechern immer, daß es sich um Lautsprecher handelt und nicht um die natürlichen Schallquellen? Was Josef Manger herausfand und wie er seine Erkenntnisse in hochgeschätzte Schallwandler umsetzte, das erfahren wir dann.

Der Sonnabend wird ausgefüllt von Klangerlebnissen, zu denen auch die Ostsee direkt vor der Haustür gehören wird. Sollte es uns in ihrer Nähe frösteln, steht ein Glas Grog oder Glühwein bereit. Walter Tilgner wird uns weitere Einblicke in sein Schaffen gewähren.

Am Samstag Nachmittag wird Dr. Peter Gugisch kommen, um mit uns über den Umgang der Hörspielmacher mit den technischen Möglichkeiten zu sprechen. Wie können akustische Räume funkdramatisch inszeniert werden? Dr. Peter Gugisch war über viele Jahre der Hauptabteilungsleiter Funkdramatik im Rundfunk der DDR.

Wird es denn gelingen, räumliche Klangerlebnisse für einen größeren Hörerkreis zu ermöglichen, ohne sich unter Kopfhörern zu vereinzeln? Der wahre Stereogenuss zwingt uns bei herkömmlichen Lautsprechern ins magische Dreieck zwischen den Boxen, wo nur wenig Platz ist. Technisch aufwendige Surround-Simulationen gaukeln einen Raum vor, der nur ein Surrogat sein kann. Nicht so bei den Schallwandlern der Firma Manger aus dem fränkischen Mellrichstadt. Dank einer neuartigen, frei schwingenden Membran wird der Schall so erzeugt, daß er seine natürlichen Konturen zurückerhält und sich raumgetreu ausbreitet. Die Firma Manger wird diese Schallwandler zu den Tagen für akustische Medien zur Verfügung stellen und an Ort und Stelle die faszinierenden Klangübertragungseigenschaften nicht nur demonstrieren, sondern auch erläutern. Wir dürfen gespannt sein auf Lautsprecher, für die dieser Ausdruck eigentlich ein Schimpfwort ist, weil dem Klang, der aus ihnen kommt, nicht mehr anzuhören ist, daß die Schallquelle künstlich ist. Diese Form ist das Beste, was unseren Inhalten passieren kann.

Die I. Boltenhagener Medientage klingen am Sonntag Vormittag aus mit einem resümierenden Gespräch.

Nachbemerkung 2001

So ungefähr, wie damals angekündigt, lief es auch ab. Nur der Tonmeister stand uns im Schweriner Funkhaus nicht zur Verfügung. Tonmeisterschaft gehört dort nicht mehr zum Selbstverständnis. Unser Mann wollte daher seinen Kopf auch nicht allzu hoch über die gezogene Linie des angesagten Mittelmaßes erheben.


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