Und nimm es nicht wörtlich, denn die Alternative für einen Wolf in der Einsamkeit ist bestimmt nicht die Schäferei.
Zitatentext Kommentar Quelle
"Hört einer Stimmen, so wird er in eine Anstalt verbracht; hat er aber Visionen, so gilt er als Vordenker." In der Quelle geht es um den historischen Wandel im Verhältnis zwischen Hör- und Sehsinn. Peter Eichler: "turn the page" - Der Aufstand des Ohrs, Theoretische Diplomarbeit im Fachbereich Medienkunst Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig Wintersemester 1999 / 2000
"In welchem System würde man es vorziehen zu existieren in seinem jetzigen Augenblick? Was sind die Gewichtungen? Da hätte ich meine Antwort. Ich würde sagen, ich bin froh: Ich habe die eine Hälfte meines Lebens in dem einen System gelebt, und wenn ich dann so etwa 60 werde, habe ich die Chance gehabt, in dem andern zu leben. Das ist eine günstige Konstellation, weil man gut vergleichen kann. Aber dass ich im Osten, obwohl politisch usw. viel mehr eingegrenzt, örtlich viel mehr eingegrenzt, bestimmte Augenblicke der Freiheit hatte, die mir dieses System nicht leisten kann und nicht bieten kann. Ich war frei von Geldzwang - ist eine enorme Freiheit. Ich war auch frei von Entscheidungsüberfluss. Auch das ist eine Art von Freiheit, wenn ich mich nicht zwischen 20 Schraubenpackungen entscheiden muss, sondern sage 'Die!' ... Klingt vielleicht absurd, aber es ist so. Es hat mir Zeit freigesetzt. Es hat mir mein Leben nicht nur erleichtert, sondern auch verlängert. Ich habe für bestimmte Dinge mehr Zeit gehabt. Ich habe für Freunde mehr Zeit gehabt. Aufgrund ganz bestimmter Unfreiheiten habe ich für andere Dinge mehr Freiheit gehabt. ... Andererseits weiß ich auch genau, ich habe heute eben für bestimmte Dinge mehr Freiheit, bin aber auch von anderen Dingen geknechtet. Ich bin geknechtet von einer Informations- nicht nur -vielfalt, sondern Menge und Überfrachtung, die mich knechtet. ... Wenn ich ins Warenhaus gehe und werde von 20 Seiten beballert mit irgendwelcher Musik, irgendwelchem Schrott an Werbung, an visuellen Aggressionen, ist das für mich ein Angriff auf meine Freiheit."
Zur Abschrift hier Mensching Im Orginalton!
Das ist das Schöne bei Steffen Mensching, dass er (vor)herrschendes Denken vergnügt-provozierend gegen den Strich bürstet und damit erstaunlich weitreichende Einsichten freisetzt. Nur so kann unabhängiges Denken bewahrt werden. Und darin besteht des Intellektuellen erste Tugend. Steffen Mensching am 23.11.2000 ©Deutschlandfunk,
Sendereihe: Querköpfe
Das Fernsehen hat die größten Probleme unserer Gesellschaft gleichsam absorbiert. Es ist womöglich das machtvollste Instrument der Ruhigstellung, das je erfunden wurde. (...) Was wäre wohl, wenn bei all den Vereinzelten plötzlich die Geräte ausfielen?
(...) Auch künftig wird keine Technik der Welt etwas daran ändern, dass der Mensch den Ausgang aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit jeden Tag aufs Neue suchen muss. Selten ist er so deutlich markiert wie der Ausschaltknopf auf einer Fernbedienung. Viele finden ihn trotzdem nicht. Und so suchen sie immer noch und immer wieder nach höheren Instanzen, die sie für ihr Unglück haftbar machen können, und schlittern doch nur von einem Problem ins nächste. So wie ein gewisser Timothy Dumouchel aus Wisconsin, USA. Er drohte kurz vor Weihnachten, seinen TV-Kabelanbieter zu verklagen, weil der ihn mit seinen Programmen fernsehsüchtig, seine Frau fett und seine Kinder faul gemacht habe. Dumouchels Forderung: 5000 Dollar oder drei Computer – und lebenslang freien Internetzugang.
Den Kommentar schreibt das Leben selbst. © Andrea Kaiser in "Sehen, was kommt Zu viel Fernsehen macht dumm. Und wir Deutschen schauen mehr denn je" in: "Die Zeit", 27/2004 Medienkonsum
"Viele wahre Aussagen sind einfach zu lang, als dass sie auf ein Powerpoint-Bild passen könnten, "aber das bedeutet nicht, dass wir die Wahrheit verkürzen sollten." Es geht um die Häppchen-Information inFolge von Powerpoint-Präsentationen. Im "Spiegel"-Artikel dazu werden eine Reihe von Beispielen genannt, wo solche Mogelpackungen am Ende Menschenleben forderten: Colin Powells Begründung des Irak-Krieges vor dem UN-Sicherheitsrat und evtl. auch das Desaster mit der Raumfähre "Columbia" (Boeing-Ingenieure hätten bei der Präsentation für die Nasa die Risiken in einen "Meer aus Info-Häppchen" versteckt, so das Urteil im Abschlussbericht einer Nasa-Untersuchungskommission: www.caib.us). Edward R. Tufte, zit. im © DER SPIEGEL 12/2004 vom 15.3.2004, S.126
Programme: "Die Macht der bunten Bilder" - Netzwelt - SPIEGEL ONLINE
"Als Bismarck die Emser Depesche fälschte, war die Lüge gleichsam die Geburtsstunde des zweiten deutschen Reiches. Als Helmut Kohl die blühenden Landschaften' heraufbeschwor, war das die Beschleunigung des Einigungsprozesses. Ich habe nicht gelogen und nicht gefälscht."Tatsächlich wird sämtliche Geschichte, soweit deren Ergebnisse auf Kämpfen beruhen, fragwürdig, sobald sie an moralischen Maßstäben gemessen wird. Modrow sieht dabei nicht so schlecht aus, wie diejenigen, die ihn geschmäht haben und vor Gericht stellen ließen, obwohl sie gleichzeitig große Verehrung gegenüber Jelzin und Gorbatschow bezeugten.Hans Modrow in seinem Schlusswort im sog. "Wahlfälscherprozess" in Dresden am 19.5.1993,
zitiert nach Friedrich Wolff: "Verlorene Prozesse 1953-1998. Meine Verteidigungen in politischen Verfahren",
2. Auflage, Nomos Verlagsgesellschaft Baden-Baden 1999, S. 407-408
Man kann Vergangenheit nicht ungeschehen machen. Man muss sie kennen lernen und moralische Konsequenzen daraus ziehen. Diese müssen möglicherweise nächsten Montag oder heute in 10 Jahren abermals gezogen werden, in 20 Jahren abermals.
Deswegen ist eine Aufarbeitung nicht abzuschließen.
Der Altkanzler ist nicht unbedingt mein Kronzeuge und Autoritätsbeweise sind auch nicht gerade fein. Auch wurde das bestimmt schon von anderen ähnlich pregnant formuliert. Aber er bringt es nun mal auf den mir wichtigen Punkt. &coopy; DER SPIEGEL; vom 11.06.2001 / 24 / S. 182
"DIE SCHIZOPHRENIE DES GANZEN", SPIEGEL-Gespräch mit Altkanzler HELMUT SCHMIDT über seine Jugend unter "Adolf Nazi", seinen Weg zu den Sozialdemokraten und Deutschlands Rolle in Europa
SERIE ­ TEIL 6 DEUTSCHE MYTHEN
Peuß, Joachim; Noack, Hans-Joachim
Peter Gauweiler gebraucht zur Frage nach dem weisen Umgang von Siegern mit Besiegten das Gleichnis von dem Vater eines jungen römischen Feldherrn, der seinem Sohn geraten hatte, die gefangenen Feinde mit Großmut zu behandeln. Der junge Feldherr jedoch wählte einen Mittelweg und ließ jeden Zehnten der Gefangenen köpfen. Der weise Vater resümierte daraufhin: "Nun aber haben wir sie weder als Freunde gewonnen, noch hast Du sie endgültig vernichtet; in wenigen Jahren werden sie wieder vor Roms Toren stehen." Das Gesellschaften nicht von Logik gesteuert sind, zeigt diese Klarsicht. Wer hätte sie (von fern gesehen) dem "schwarzen Peter" schon zugetraut?

© "Welt am Sonntag" am 24.1.1993


Gefunden bei Friedrich Wolff: "Verlorene Prozesse 1953-1998. Meine Verteidigungen in politischen Verfahren",
2. Auflage, Nomos Verlagsgesellschaft Baden-Baden 1999, S.370
Wenn ihr aber die Bewohner des Landes nicht vor euch her vertreibt, so werden euch die, die ihr übrig lasst, zu Dornen in euren Augen werden und zu Stacheln in euren Seiten und werden euch beträngen in dem Land, in dem ihr wohnt. Fanatisch gläubige Juden sollen sich noch immer auf diese Anleitung zur ethnischen Säuberung berufen, die der Herr dem Moses offenbarte. Und so wird das Verbrechen verewigt. © "Stern" Nr. 20, 8.5.2002
Teja Fiedler: 2wEM GEHÖRT DAS HEILIGE lANDß2
"Die Menschen haben nicht die gleichen Chancen. Manche Jahrgänge brauchen nur geringe Anstrengungen aufzubringen, um anständig durchs Leben zu kommen, andere müssen sich abstrampeln. Es gibt aber Zeiten, wo ganze Generationen zwischen die Mühlsteine kommen und sich entscheiden müssen, so daß für sie keine Unschuld und Normalität mehr übrig bleibt." Die Selbstgerechten werden das nicht einsehen wollen. Die Schuldigen werden darin eine Aufforderung zum Selbstmitleid mehr oder minder dankbar aufgreifen. Die Weiseren werden etwas von der Eitelkeit und Vergeblichkeit menschlichen Edelmutes bestätigt finden. Rolf Henrich: "Die Schlinge: Roman", Eichborn Verlag, Frankfurt/M. 2001, S.63
"das Leben macht einen Menschen zu dem, was er ist. Und wenn er sein Leben nicht kennt ­ was ist er dann?" Adrian Mills, 30, Corporal der britischen Rheinarmee, stationiert in Bielefeld/Westfalen, wohnhaft in einem Dreizimmerhaus mit Küche, Bad und kleinem Garten, hat keine Erinnerung an sich selbst. Er hat verloren, was Hirnforscher "autobiografisches Gedächtnis" nennen: den Speicher für die eigene Identität, das Bewusstsein für die eigene Person. Die ersten 29 Jahre seines Daseins sind dahin; alles, was er erlebt und gefühlt hat, liegt verborgen, verschluckt von "retrograder Amnesie" ­ Gedächtnisverlust. Gefunden bei © Katja Thim in HIRNFORSCHUNG: Corporal ohne Vergangenheit
"DER SPIEGEL" 42 vom 14.10.2002 / S.196 ff.
Ein gehörloses amerikanisches Paar, genauer, zwei lesbische Frauen haben sich entschieden, ihr angeborenes Handikap mittels künstlicher Befruchtung durch den Samen eines ebenfalls tauben Spenders fortzupflanzen. Zwei Kinder kamen ohne Gehör zur Welt. Für ihre Eltern ist Taubheit keine Behinderung, sondern Teil einer besonderen Kultur - ihrer eigenen. Normaler Nachwuchs hätte nur gestört. Demnächst: Ein blindes Kind für blinde Eltern? Der bizarre Fall illustriert die Möglichkeit von missbräuchlicher genetischer Selektion. Mit der Abschaffung von "Schicksal" dank wissenschaftstechnischer Mittel werden sehr alte ethische Grenzen fallen. Mit dem gleichen Egoismus könnte das nächste Ehepaar, dem absehbaren Stand der Forschung folgend, ein elitäres persönliches Züchtungsprogramm - das erste Kind bitte blond, musikalisch und langbeinig - in Auftrag geben. Ethik war ja schon immer machtlos, aber jetzt steht sie vor den letzten Fragen des Lebens. Hat das lesbische Parr recht? Wie soll das vom Standpunkt Naumann her entschieden werden? Er maßt sich hier doch auch an, zu wissen, was lebenswertes Leben ist, und ist empört. Wenn die Deafs ihr Leben als lebenswert gegen eine hörende Majorität verteidigen, muss es ihnen lebenswert sein. Aber auch sie spielen Gott, indem sie Bausteine des Lebens selektieren. - Wir sind endgültig überfordert, aber es gibt keinen Weg zurück. © Michael Naumann: "Moralischer Hörsturz oder: taube Kinder auf Bestellung" in: Die Zeit, 18 vom 25.4.2002
"Für das, was in meinem Leben wichtig ist, brauche ich nicht unbedingt zu sehen. Ich kann Ihnen auch so ziemlich schnell sagen, ob jemand ein Idiot ist oder nicht. Auch die Menschen, die sehen können, sollten öfter mal das Licht ausmachen." Ray Charles ist ja einer, auf den gelegentlich gehört wird. Aber dem Schein, den man sie sehen lässt, misstrauen auch so schon viele, auch wenn Befreiung kaum gelingen kann. Ray Charles, zitiert in "Häufiger mal das Licht ausmachen: Tiefe Blicke in die Geheimkammern: Ray Charles zum Siebzigsten"
© Ulrich Olhausen in "Frankfurter Allgemeine Zeitung" vom 23.09.2000 / 222 S.53
"Fernsehen schädigt nicht die Augen von Kindern, sondern das Gehirn!" Der Satz wird einem in der Quelle nicht näher benannten amerikanischen Augenarzt zugeschrieben. Er darf also als geflügeltes Wort und Volksweisheit verbreitet werden. gefunden bei Christoph Drösser in der Rubrik "Stimmt's?" in "Die Zeit, Nr. 7 vom 6.2.2003
"Unter dem Wort Nonne stellt sich Paul das Gegenteil vor." Kein Kommentar, aber: Als Wondratschek für dieses Hörspiel 1970 den Hörspielpreis der Kriegsblinden im Plenarsaal des Bundesrates erhalten sollte, blieb er dieser Veranstaltung fern. Auf ihn treffe nicht zu, so teilte er mit, was die Bonner Feierstunde offensichtlich beglaubigen solle: das gute Verhältnis des Schriftstellers zum Staat! © Rolf Wondratschek in seinem Hörspiel "Paul oder die Zerstörung eines Hörbeispiels", © Bayerischer Rundfunk
Mein Glück damals war nur, dass es ein Mädchen namens Marie gab. Lange vor dem Prozess war sie mir aufgefallen. Marie war ein Fan, ein Mädchen, das uns hinterherreiste. Das Problem war nur, dass sie blind war. Ein blindes Mädchen, das uns per Anhalter folgt ­ so was, dachte ich, kann nicht lange gut gehen. Also wies ich unsere Lastwagenfahrer an, sie nach den Konzerten aufzuklauben, sie nicht anzurühren und ihr was zu essen zu geben. Ich hatte das alles völlig vergessen, aber nach zwei Jahren Prozess stand das Mädchen auf einmal vor der Tür des Richters und erzählte ihm die Geschichte. Das Urteil folgte kurz darauf. Die Strafe: Ich musste ein Benefizkonzert für eine Blindenorganisation geben. Zum Hintergrund dieser Erzählung muss man wissen, dass Keith Richards Probleme mit der kanadischen Justiz hatte wegen seines damaligen Drogenkonsums. Aber der Richter ist ja auch nicht schlecht! ""Ritterschläge sind für Kriecher"
SPIEGEL-GESPRÄCH
Der Musiker Keith Richards, 58, über 40 Jahre Rolling Stones, die aktuelle Welttournee der Band und seine Abneigung gegen königliche Ehren"
© "Der Spiegel" vom 21.09.2002 / 39 / S.166
"Als bei meiner Geburt vor etwa 50 Jahren die Norne die Schicksalswaage über mir hielt, da nahten sich von der einen Seite vier schwarze Feen, und jede warf ein Gew icht in die linke Schale. Auf dem ersten stand Blindheit, auf dem zweiten Stottern, auf dem dritten Schlafstörung und auf dem vierten Gelenkerkrankung mit Gehbehinderung. Aber von der anderen Seite kamen drei lichte Feen mit köstlichen Gaben für die rechte Waagschale. Das erste war ein leuchtender Demant mit der Aufschrift: Glücksbegabung; auf dem zweiten Edelstein stand: Wohlgefallen bei den Menschen und auf dem dritten: gutes Elternhaus. Und siehe da, schon der große Demant zog die Schale, in der er lag, hinunter und wog so alle schwarzen Gewichte vollkommen auf." Dr. phil. et Dr. jur. Rudolf Kraemer (blinder Sozialpolitiker, Ethiker und Wegbereiter der Blinden- und der Stottererselbsthilfe, 6.12.1885-30.7.1945) schrieb das wahrscheinlich 1935 nieder.
1933 trat Kraemer als einer der ganz Wenigen dem nationalsozialistischen Rassenzuchtwahn entgegen in seiner Schrift "Kritik der Eugenik vom Standpunkt des Betroffenen".
© horus - Marburger Beiträge Nr. 1/2001
Autor: Dr. Christhard Schrenk:
Titel: Anwalt der deutschen Blinden: Rudolf Kraemer
Vor dem physischen stirbt man den sozialen Tod. Kaum eine von ihren Freundinnen aus dem Hause fand den Weg zu ihr. Es brauchte niemand mehr ihren Rat. Sie wurde einsam und einsilbig. "Warum weinen Sie? Sie haben wirklich keinen Grund dazu. Wir tun alles für sie." Als es wieder Januar wurde (...) starb sie ganz leise, ohne ernsthaft krank zu sein. Ein Sträußchen Winterjasmin lag auf ihrem Sarg, und ein Kostenfaktor wurde gelöscht.   © Ende der Kurzgeschichte "Winterjasmin" von Gisela Bechler, Erschienen in "Die Gegenwart" 3/2001
Worte eines Schafes:
"Im Grunde bin ich ein einsamer Wolf, aber ich liebe nun mal die Gemeinschaft."
Horch! Horch! © "Die Gegenwart", 3/2001,
Artikel "Austellung: Der (Im)perfekte Mensch"
Autor: Dr. Thomas Nicolai

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