I. Ostseeperlen-Bücherfrühling Boltenhagen
Vom 6. Bis 10. Mai 1999

Im Haus "Seeschlößchen",
Strandpromenade 53,
23946 Boltenhagen,
Telefon: 038825/3700

Veranstalter: Blinden- und Sehbehinderten-Verein Mecklenburg-Vorpommern e.V.
Geschäftsstelle:
Henrik-Ibsen-Straße 20
18106 Rostock,
Telefon: 0381 / 799 85 50
Vorsitzende: MdL Irene Müller
Geschäfsführerin: Erika Jacobs
Organisation: Margrit Kozdon
(Leiterin des Erholungs- und Begegnungszentrums "Ostseeperlen Boltenhagen")
Programm/Redaktion:Dr. Jürgen Trinkus
(Vorstandsmitglied, verantwortlich für Medien- und Öffentlichkeitsarbeit)

Zwei symbolische Eckdaten markieren Anfang und Ende des Bücherfrühlings in den "Ostseeperlen Boltenhagen", dem Begegnungs- und Erholungszentrum des Blinden- und Sehbehindertenvereins Mecklenburg-Vorpommern e.V.: Am 6. Mai 1998, also genau ein Jahr vor Eröffnung des Bücherfrühlings, haben wir das aufwendig rekonstruierte und konfortabel modernisierte Haus "Seeschlößchen" wiedereröffnet. Der 10. Mai, an dem unser Veranstaltungsreigen rund um die Literatur beendet ist, das ist der Tag des freien Buches, der Mahn- und Gedenktag für die nazistische Bücherverbrennung vor 66 Jahren.

Der Ostseeperlen-Bücherfrühling zieht Besucher aus der ganzen Bundesrepublik an, die darüber durch die Medien des Blindenwesens informiert wurden. Unser Begegnungszentrum soll zugleich ein kultureller Faktor in Boltenhagen und ganz Nordwestmecklenburg sein. In diesem Sinne hofft der BSVMV als Betreiber der "Ostseeperlen Boltenhagen" mit den beiden Häusern "Seeschlößchen" und "Waldfrieden", daß die regionalen und lokalen Medien die Veranstaltungsdaten an die interessierte Öffentlichkeit weitergeben. Die Veranstaltungen können von allen Interessenten besucht werden.

Das Programm umfaßt Präsentationen von Neuerscheinungen rennomierter Verlage wie Hinstorff und Edition Ost, Autorenlesungen aus der Region, das Selbstporträt der traditionsreichen Deutschen Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig, eine Hörbuchpremiere und einen musikalisch-literarischen Rahmen.


Ablaufplan

Datum Anfangszeit Veranstaltung
6.5.199919:30 Kurt Biesalski
liest Sagen aus der Region.
Diese Veranstaltung wird organisiert von der Bäderbibliothek Boltenha­gen und ist ein Geschenk der Gemeinde.
7.5.199910:00 Karl-Heinz Madausz:
Hinnings Geschichte(n)
(niederdeutsche Autorenlesung)
- - -13:30 Die Deutsche Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig.
Literatur in Punktschrift und Großdruck
- - -16:00 Deutsche Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig,
die Hörbuchproduktion
- - -19:30 "Petting", der neue Roman von Helmut Schiller,
erschienen zur Leipziger Buchmesse 99 im Verlag am Park (Edition Ost), (Autorenlesung)
8.5.199916:00 Der Hinstorff Verlag - mit Tradition ins Jahr 2000.
Lektorin Bärbel Mundt stellt das Profil des Verlages vor und Herausgeber Hartmut Brun den "Voß un Haas" Kalender für das Jahr 2000. Anmerkung danach!
- - -20:00 "Die Reise des kleinen Prinzen",
ein Arrangement für Punktschriftleser und Klänge von Jürgen Trinkus
9.5.199909:30 Hörbuchpremiere "Insulin zum Leben",
vorgestellt von Autorin Ruth Menzel und Produzent Jürgen Trinkus
- - -16:00 "Unsere Besten. Die VIPs des Ostens", 100 neue Biografien,
erschienen 03/99 bei Edition Ost, vorgestellt vom Autor Reinhold Andert
20:00 "Kleine Schubertiade" mit dem Klavierduo Kanevas
zum Ausklang des Bücherfrühlings

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Über die Akteure

Reinhold Andert (Jg. 1944)


lebt als freier Schriftsteller in Berlin. Als Liedermacher erfand er Anfang der 70er Jahre im Umfeld des Oktoberklub den Slogan "DDR konkret" und setzte diesen selbst um in humorvollen Liedern, die zum Mitdenken anstifteten. Seit 1973 ist er freiberuflich, seit 1980 nicht mehr in der SED und seit dieser Zeit auch mehr auf die Schriftstellerei verlegt.

Seine besondere Stellung zwischen all den Schallplatten, Lieder-, Kinder- und Sachbüchern nimmt das mit Wolfgang Herzberg erarbeitete und in intensiven persönlichen Gesprächen recherchierte Buch "Der Sturz. Honecker im Kreuzverhör" (1990) ein. Die Produktivität des überwiegend satirischen Autors bringt fast jährlich ein neues Buch hervor, u.a.: "Rote Wende" (1994), "Unsere Besten - die VIPS der Wendezeit" (1993, seither 6 Auflagen mit insgesamt 30 000 Exemplaren), "Rügen oder das Ende der PDS" (1998).

Reinhold Andert stellt in Boltenhagen die im Februar erschienene Neuausgabe "Unserer Besten" vor. Die Lesart der Biografien mag unseren Prominenten gegen den Strich gehen, enthüllt aber manches, was diese gern unter dem Teppich des Vergessens gehalten hätten. Der Untertitel lautet nun auch nicht mehr "Die VIPs der Wendezeit", sondern "Die VIPs des Ostens", worunter auch einige "Wessis" zählen. Wer in seinem Leben schon Ministrant, Priesterseminarist und Dozent für Marxismus-Leninismus war wie Reinhold Andert, der durchschaut sie alle. Die jetzige Ausgabe wurde vom Autor vollständig überarbeitet, fast zwei Drittel der Namen sind neu hinzugekommen.

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Kurt Biesalski (Jg.1935)


debüttierte 1972 mit dem Roman "duell". Es folgten "Der kleine Mann", der Novellenband "Letzte Liebe", das Bulgarienbuch "Runter bis zur Eselsstraße" und mehrere erzählerische Werke. Der diplomierte Germanist brachte es auf eine Gesamtauflage von 150 000 Büchern. Von dem in Hohen Viecheln bei Wismar lebenden Autor des Rostocker Hinstorff Verlages sind zur Zeit zwei Editionen mit Sagen der Mecklenburgischen Heimat greifbar: "Von Feuerkugeln, Schätzen und Ungeheuern. Sagen aus Wismar und Umgebung" (1997) und "Die Raubeinigen Zwerge von Mecklenburg" (März 1999).

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Hartmut Brun (Jg.1950)


wird in Boltenhagen als Herausgeber des "Voß-un-Haas"-Kalenders in Erscheinung treten. Der in Polz bei Dömitz lebende gelernte Schiffbauer begann seine literarische Arbeit im Dienste des Niederdeutschen vor 20 Jahren mit der Reihe "Literarische Merkwürdigkeiten" im "Norddeutschen Leuchtturm". In dieser Reihe veröffentlichte er 120 Biografische Skizzen Mecklenburgischer Literaten. Herausgegeben hat er Werkausgaben von Johannes Gillhoff, Heinrich Erichson, Karl Schöning und Richard Giese sowie Anthologien u.a. Schriften. Den seit 1864 erscheinenden Volkskalender mit seinen Nieder- und Hochdeutschen Läuschen und Riemels betreut der gebürtige Dömitzer seit 1995. Unter anderem ist Hartmut Brun Vizepräsident der Fritz-Reuter-Gesellschaft.

Anmerkung


Hartmut Brun - das soll nachbetrachtend nicht verschwiegen werden - ist die bislang einzige Verabredung des Programmverantwortlichen mit einem Künstler, die "geplatzt" ist, und das gilt für alle drei Veranstaltungsreihen in Boltenhagen: "Bücherfrühling", "Tage für akustische Medien" und "Liedertage". Möge das so bleiben.

Die Scharte wurde übrigens bestens ausgewetzt von Frau Barbara Mundt, Lektorin des Hinstorff Verlages. Sie gewährte höchst spannende Einblicke in einen heutigen Verlagsbetrieb.

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Karl-Heinz Madausz (Jahrgang 1935)


wuchs auf und lebt in der Parchimer Gegend. Seine Einsichten und Erfahrungen schreib er nieder in der Geschichte eines Landarbeiterjungen, der in der Zwischenkriegszeit heranwuchs. "Hinning's Geschichte(n)" ist eine Trillogie, deren erster Band bei Hinstorff in Rostock erschien. Der zweite Band wurde von "Stock und Stein" verlegt. Zur Zeit ist Karl-Heinz Madausz dabei, die Trilogie in einem Crivitzer Studio für eine CD-Veröffentlichung aufzulesen. So wird der authentische Klang der Sprache festgehalten. Madausz wird diese Arbeit in Boltenhagen vorstellen und weiter Läuschen und Riemels zum Besten geben.

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Dr. Ruth Menzel (Jg. 1932)


war 36 Berufsjahre lang als Ärztin und Wissenschaftlerin mit dem Institut bzw. Zentralinstitut für Diabetesforschung und behandlung bzw. Diabeteszentrum Karlsburg verbunden. Ihr war es vergönnt, als Assistentin des legendären Institutsgründers Prof. Gerhard Katsch tätig zu sein. Die langjährige Oberärztin hat einen reichen Schatz an Erfahrungen und auch anekdotischen Erlebnissen gesammelt. Als Dozentin unterrichtet sie Medizinstudenten an der Greifswalder Universität. Neben zahlreichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen liegt nunmehr in 3. Auflage ihr für Patienten, deren Angehörige und Freunde geschriebenes populärwissenschaftliches Buch "Insulin zum Leben" vor. Eine ihrer Patientinnen, die auch im Blinden-und-Sebehinderten-Verein Mecklenburg-Vorpommern aktiv ist, regte dort an, dieses Buch als Hörbuch umzusetzen. Dieses wird nun in Boltenhagen der Öffentlichkeit vorgestellt.

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Helmut Schiller (Jg. 1938)


lebt und arbeitet in Leipzig. 1989, unmittelbar vor der "Wende" debütierte er mit dem Roman "Antonias Vater". Geboren in Jena, versuchte sich Helmut Schiller am Philosophiestudium in Berlin und am Journalismusstudium in Leipzig, trampte dann - recht ungewöhnlich für einen DDR-Bürger dieser Jahre - durch Westeuropa -, kehrte zurück, schlug sich kurzzeit in Baubetrieben und Verlagen durch, um schließlich in einem Lehrerstudium in Leipzig aufzugehen. Aus dem Schul- bzw. Berufsschuldienst schied er 1986 aus, um dann im Heizungskeller der Deutschen Zentralbüchereifür Blinde zu Leipzig zu arbeiten. Inzwischen verfaßte er das Sachbuch "100 Jahre Deutsche Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig" und leitet deren wissenschaftliche Bibliothek.

Der Roman "Petting" reflektiert den kurzen Lebensweg eines Jugendlichen der 50er und 60er Jahre, eines jungen Mannes zwischen Aufbruch und Resignation, der einer Generation angehörte, die fast alles durfte, nur das Entscheidende nicht - Petting eben.

Zusatzinformation:


Inzwischen ist "Petting" wie auch schon der Debütroman "Antonias Vater" als Hörbuch produziert und kann von Blinden/Sehbehinderten kostenlos ausgeliehen werden in der Deutschen Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig = DZB

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Irmentraud und Günther Schmohl, das Klavierduo Kanevas


aus Gernsbach, Nähe Baden-Baden, wo der blinde Günther Schmohl 27 Jahre lang als hauptamtlicher evangelischer Kirchenmusiker wirkte. Seit Beginn seines Ruhestandes im Jahr 1986 musiziert er regelmäßig und intensiv mit seiner Frau am Klavier. Beide haben sich inzwischen zu einem gut aufeinander eingespielten Duo entwickelt. Mit zwei verschiedenen Programmen haben sie mehrmals öffentlich konzertiert und sind eben dabei, ein weiteres Programm einzustudieren. Günther Schmohl: "Da wir uns zur Musik Schuberts besonders hingezogen fühlen, (wir haben auch Werke von Schumann, Dvorak und Brahms im Repertoire), hat unser Name, unter dem wir künftig auftreten wollen, auch etwas mit Schubert zu tun. Schubert hatte, wie bekannt, einen geistig sehr hochstehenden Freundeskreis, und seinen Liedern merkt man auf Schritt und Tritt an, wie sehr er sich mit der Literatur seiner Zeit beschäftigt hat. Wenn nun in besagtem Freundeskreis ein neues Gesicht auftauchte, sollte Schubert stets gefragt haben: 'Kann er was?', was ihm den Spitznamen 'Kanevas' eingetragen haben soll.

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© 2001 by Dr. Jürgen Trinkus

Erstellt im März 1999!

Letzte Änderung: 2001-02-24 jt